Wie kann ich schonend abstillen?

„Was genau muss ich machen, um schonend abzustillen?“

Eine Frage, die mir in meinem beruflichen Alltag als Still- und Schlafberaterin für Babys und Kleinkinder sehr oft gestellt wird. Meistens wünscht sich eine Mütter einen Plan für das Abstillen, an dem sie sich halten kann und bei dem das eigene Kind möglichst nicht weinen muss. Ein schonender Abstillweg, für die ganze Familie.

Ich versuche dabei herauszufinden, was „schonend“ für die Mutter bedeutet und für wen das Abstillen schonend sein darf.

        • Schonend für die Mutter, da sie Angst vor schmerzenden und vollen Brüsten beim Abstillen hat.
        • Schonend für das Kind, da es unter dem Abstillen nicht leiden soll.
        • Schonend für die Eltern, in der Hoffnung das Abstillen verläuft ohne Geweine und Gekreische.
        • Schonend für die Eltern–Kind Beziehung, damit sich die Bindung durch das Abstillen nicht ändert.
        • Oder von allem etwas?

Hinter dem Begriff schonendes Abstillen kann so viel stecken. Willst du herausfinden, wie du abstillen kannst und welche Abstill-Methoden für dich und dein Kind die Beste ist? Finde heraus, was du dir wünscht. Es gibt viele verschiedene Methoden und Vorgehensweisen beim Abstillen. Jede hat ihre Berechtigung und kann genau der richtige Abstillweg für dich und dein Kind sein.

Einen Plan fürs Abstillen – super, wenn er zu dir passt!

Verschiedene Pläne zum Abstillen gibt es im Internet in vielen Formen und Varianten. Sei es,

          • Stillmahlzeit für Stillmahlzeit durch Beikost zu ersetzen oder
          • ein 10 Tages Plan, um das Stillen in der Nacht aufzulösen, wie das Abstillen nach Gordon.

Dies können alles passende Methoden sein, bei denen das Abstillen gut funktioniert. Manchmal aber eben auch nicht. Dabei hat niemand etwas falsch gemacht oder war nicht konsequent genüg. Der Plan hat einfach nicht zu dir und deiner Familie gepasst. 

Vielleicht isst dein Kind noch keine großen Mengen an Beikost auf einmal? Da wird ein vollständiges ersetzten einer Mahlzeit schwierig. Schnell passiert es sich, dass solche Methoden einen unter Druck setzten. „Wieso klappt es bei Anderen und bei uns nicht?“

Damit dieses Gedankenkarussell nicht entsteht und du voller Selbstvertrauen und souverän Abstillen kannst. Beschäftige dich zuerst mit dir Selber. Im Zusammenhang mit dem Abstillen, ist die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und der inneren Überzeugung viel ausschlaggebender, als die Frage nach der passenden Methode. 

Der richtige Zeitpunkt ist ausschlaggebend für das Abstillen

Wenn es darum geht, wie du abstillen kannst, ist für mich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt die wichtigere Frage. Den im Grunde kannst du mit jeder Methode abstillen, wenn du davon überzeigt bist.

Stelle dir vor du bist zu 100 % davon überzeugt – genau JETZT ist der richtige Zeitpunkt abzustillen.

Du wirst dein Anliegen klar formuliere und diese Überzeugung vor deinem Kind ausstrahlen können. Diese innere Klarheit wird dir helfen, die richtige Methode für dich und deine Familie zu finden.

Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Abstillen gekommen – Erfahrungen!  

Soll ich Abstillen, ja oder nein? Diese Frage stellt sich jede Mutter im Laufe ihrer Stillbeziehung?

Ein Abstillgrund ist immer ein sehr persönlicher Grund. Es ist ein Wunsch nach einer Veränderung, den nur du bestimmen kannst. Niemand kann in dich hineinschauen, es ist dein Bedürfnis und dein Wunsch. Dabei ist es egal ob du mit 6 oder 12 Monaten, mit zwei oder drei Jahren abstillen möchtest. Stelle sicher, dass du aus deinem eigenen Grund und deinem eignem Veränderungswunsch heraus abstillst.

Die richtige Erwartung an das Abstillen, kann den Prozess leichter machen.

Möchtest du abstillen, dann soll sich etwas ändern. Doch wie kannst du sicherstellen, dass sich auch genau das ändert, was du dir wünscht? Hier ein Beispiel.

„Ich möchte abstillen, damit mein Kind besser schläft!“

Bei diesem Wunsch, hast du es nicht in der Hand, ob die Veränderung eintritt oder nicht. Was passiert, wenn das Abstillen nicht den gewünschten Effekt hat? Dann entsteht Frust, vielleicht bereust du den Schritt des abzustillen sogar.

Sorge immer dafür, dass du deinen Wunsch selber erfüllen kannst! 

„Ich möchte Abstillen, damit ich in der Nacht meine Verantwortung für mein Kind mit meinem Partner/innen teilen kann!“

Diesen Wunsch kannst du dir selber erfüllen und du bist nicht abhängig von dem Verhalten eines Babys oder Kleinkindes. Es ist durch seinen Entwicklungsstand vielleicht noch nicht in der Lage, in der Nacht eine längere Zeit am Stück zu schlafen. Aber du bist durch das Abstillen, in der Lage die Verantwortung komplett zu teilen. (Es gibt auch Möglichkeiten, die Verantwortung zu teilen, ohne Abzustillen.) 

 

Was bringt es dir, sich über diese Dinge vor dem Abstillen Gedanken zu machen?

Sich darüber Gedanken zu machen, was sich genau verändern soll, verschafft dir genau den Zugang zu dir und deiner inneren Klarheit. Den eigentlichen Abstillprozess macht es dadurch leichter. Du weißt genau, was sich ändern soll und wie du es erreichen kannst. So wird es dir leichter fallen, deinen Wunsch nach Außen zu tragen und ihn auch vor deinem Kind zu vertreten. 

Mit Kindern kommunizieren wir sehr viel über die Körpersprache und unsere Ausstrahlung. Unsere Kinder sind absolute Meister darin unsere Stimmung und Emotionen zu erfassen. Für sie ist es viel einfacher das Abstillen zu akzeptieren, wenn du als Mutter das Abstillen wirklich zu 100 % möchtest.

Diese innere Überzeugung zu finden ist oft gar nicht so einfach. Manchmal ist es ein Prozess, der etwas dauern kann.

Wie kann ich abstillen?  – Ein Bedürfnisorientierter Weg

Was bedeutet es „bedürfnisorientiertes Abstillen? Bei dieser Methode geht es darum, die Bedürfnisse von dir und deinem Stillkind zu sehen, zu beachten und diese ernst zu nehmen. Gestillt wird immer aus einem bestimmten Grund. Diese Stillgründe können dabei ganz verschieden aussehen und von Hunger über ein Nähe Bedürfnis oder Langeweile reichen. Zusätzlich kann das Stillen von dir oder deinem Kind eingeleitet werden.

Herausstellen möchte ich, dass es hier nicht nur um die Bedürfnisse deines Kindes geht, sondern wirklich auch um deine.

Beim bedürfnisorientierten Abstillen wird auf das Bedürfnis hinter dem Stillen geschaut und nach einer passenden Alternative gesucht. Ein Bedürfnis wird nicht verschwinden, nur weil du nicht mehr stillen möchtest. Durch eine passende Alternative kann dasselbe Bedürfnis von dir oder deinem Kind erfüllt werden  

Aber was ist, wenn mein Kind weint? – Abstillen und Emotionen.

Ein Kapitel zu beenden geht an niemanden wirklich spurlos vorbei. Du bist dir sicher, es ist Zeit abzustillen und bist vielleicht trotzdem traurig. Es war eine ganz besondere Zeit, die mit deinem Kind hattest.

Auch dein Kind wird mit Sicherheit seine Emotionen zeigen. Da das Abstillen meist nicht vom Kind ausgeht, kannst du es sein das es wütend oder traurig ist. Auch das ist in Ordnung. Emotionen gehören zum Leben dazu, sie machen uns aus. Solange unsere Kinder mit ihren Emotionen nicht alleine sind und du dein Kind liebevoll durch diese neue und vielleicht auch beängstigende Situation begleitest. Könnt ihr beide daran wachsen. Deine Bindung zu deinem Kind, nimmt durch das Abstillen keinen Schaden, wenn du es weiterhin liebevoll begleitest.

Wie stark dein Kind auf die Veränderung reagiert, kann niemand Vorrausagen. Es ist abhängig von dem persönlichen Charakter, dem Alter und dem Entwicklungsstand deines Kindes.

Empfehlung – 3 Schritte um erfolgreich Abzustillen

Wie kann ich erfolgreich abstillen? Meiner Meinung nach sind es vor allem diese 3 Schritt, die für einen schonenden Abstillprozess notwendig sind.

1) Der richtige Zeitpunkt zum Abstillen

Kenne deinen persönlichen Veränderungswunsch, den du selber erreichen kannst.

Diesen Zeitpunkt kannst nur du bestimmen, lasse dir daher von niemanden hineinreden. Wann abgestillt wird bestimmst  ganz alleine DU als stillende Mutter oder dein Kind. 

Dabei ist es egal, wie alt dein Kind ist. Es gibt für das Abstillen keinen „richtigen Zeitpunkt“. Es kann nur eine ganz individuelle Entscheidung sein. 

Kind Abstillen
bedürfnisorientiert abstillen

2) Das Stillen ersetze, durch passende Alternativen

Erkenne die Wünsche und Bedürfnisse hinter dem Stillen und ersetzte sie durch passende Alternativen.

Erwarte dabei nicht, dass dein Kind die alternativen Maßnahmen zum Stillen sofort dankend annimmt. Die meisten Kinder äußern sich in irgendeiner Form, dass sie eigentlich lieber stillen möchten.

Begleite dein Kind durch diese Emotionen.

3) Die richtigen Methoden zum Abstillen

Die richtige Methode zum Abstillen ist die, die sich für dich richtig anfühlt. Es kommt immer auf deine individuelle Situation an. Die letzte Stillmahlzeit kann am Tag oder auch in der Nacht erlebt werden. Meisten wird es als leichter empfunden am Tag abzustillen. Am Tag fallen uns mehr Alternativen ein und wir sind dazu bereit, unser Kind auf verschiedene Arten zu begleiten.

In der Nacht brauchen auch wir unseren Schlaf. Daher kann es für uns deutlich schwerer sein unser Kind zu begleiten, Im Grunde ist es auch in der Nacht nichts anderes als am Tag. Wir müssen die Hintergründe zum Stillen erkennen und passende Alternativen anbieten. Aber auch ein paar bekannte, feste Pläne, wie das Abstillen nach Gordon (hier beschrieben) können dir einen Rahmen geben.

Methoden zum Abstillen

Nebenwirkungen / Komplikationen – Was mache ich, wenn die Brust beim Abstillen voll ist.

Je mehr Zeit du einplanst, desto leichter kann sich dein Körper auf die Veränderungen einstellen. Ein zu rasches Abstillen kann mit einigen Komplikationen wie Milchstau, Schmerzen oder Fieber einhergehen. Das beste Mittel diesen Komplikationen beim Abstillen vorzubeugen, ist Zeit und ein langsamer Abstillprozess. Manchmal lässt sich ein plötzliches Abstillen aber nicht verhindern. Indem Fall hilft es am besten,

      • Die Brust zu kühlen
      • Die Brust mit der Hand entleeren oder Abpumpen. Je nachdem, womit du besser zurechtkommst. Achte darauf, nur soviel zu entleeren, dass die Brust ihre Spannung verliert. Die Nachfrage regelt die Produktion. Entleerst du die Brust zu oft, wird diese immer wieder neue Milch produzieren.
      • Enge aber nicht einschneidende Kleidung
      • Salbeitee kann ebenfalls die Milchproduktion hemmen.

Medikamente haben meistens denselben Effekt, wie die oben genannten Maßnahmen.

Zusammenfassung: Wie kann ich abstillen

Sei dir vor allem über den passenden Zeitpunkt im Klaren. Er hilft dir deine innere Überzeugung vor dir und vor deinem Kind zu transportieren. Dadurch machst du es für alle Familienmitglieder leichter, deinen Wunsch zu akzeptieren.

Verschiedene Methoden können, dir im Anschluss helfen einen guten Weg zum Abstillen zu finden. Beim bedürfnisorientierten Abstillen suchst du nach passenden Alternativen für dich und dein Kind, welche dieselben Bedürfnisse, wie das Stillen ansprechen.

Solange du dein Kind liebevoll und souverän durch den Abstillprozess begleitest und sich die Methode gut für dich anfühlt, werdet ihr einen würdigen Abschluss eurer Stillbeziehung erleben.