Ich liebe das Babytragen! Es gibt so viele Gründe, warum ich das tue. In diesem Blogartikel möchte ich dir erzählen, was mich als Mutter von 2 Kindern, Trageberaterin und studierte Physiotherapeutin davon überzeugt hat meine Kinder in einer Babytrage und im Tragetuch zu tragen. Ich habe meine Kinder bereits ab Geburt getragen, zu jeder Zeit und solange es uns allen guttat. Dafür hatte ich sehr viele Gründe.
In vielen Artikeln wird so viel von den Vorteilen des Babytragens gesprochen. Meiner Meinung nach gibt es aber überhaupt keine Vorteile vom Tragen unserer Kinder.
Menschenkinder werden von der Verhaltensforschung als „Traglinge“ klassifiziert. Wirft man einen Blick auf unsere Stammesgeschichte haben Menschen ihre Kinder seit Millionen von Jahren getragen. Evolutionär betrachtet kommen unsere Kinder, mit der Annahme getragen zu werden, auf die Welt. Den Kinderwagen gibt es erst seit knapp 250 Jahren.
Meiner Meinung nach sollte das Babytragen daher als Standard angesehen werden. Als das Normale. Babys brauchen Körpernähe, es ist eines ihrer Grundbedürfnisse.
Babytragen aus evolutionärer Sicht!
Die Reflexe der Baby weisen darauf hin – sie erwarten getragen zu werden!
Der Greifreflex in den Händen und Füßen, sowie der Momo- Reflex, dienen zum Festhalten. (Zugegeben ohne Fell natürlich kaum noch möglich).
Dennoch sind sie Überbleibsel aus der Tragezeit von damals. Sie weisen darauf hin, was die Natur für uns vorgesehen hat.
Babytragen – Anhock- Spreizhaltung
Die Hüfte eines Babys ist nach der Geburt noch nicht vollständig entwickelt. Das Hüftgelenk muss noch verknöchern. Die optimale Position dafür ist die Anhock-Spreizhaltung. (Siehe Bild). In dieser Position steht der Kopf des Oberschenkelknochens mittig in der Hüftgelenkspfanne und kann optimal reifen. (verknöchern)
Unsere Vorfahren trugen ihre Babys auf der Hüfte. Dort platziert nahmen die Kinder ganz automatisch die Anhock-Spreizhaltung ein, um sich bestmöglich festzuklammern. Diese Position war gleichzeitig die optimale Haltung für die Hüftentwicklung der Kinder. Auch heute hockt ein Baby ganz selbstverständlich die Beine an den Körper, sobald es hochgenommen wird. Es bereit damit den Sitz auf der Hüfte vor. (4)
Tragen wir unsere Babys in der richtigen Haltung, kann der Entwicklung einer Hüftdysplasie entgegengewirkt werden. (3)
In einer Trageberatung überprüfe ich gerne den Sitz deines Babys in deiner Babytrage oder deinem Tragetuch. Ds geht auch online in einer Kurzberatung.
Babytragen – Wirkt dem Abflachen des Hinterkopfes entgegen.
Auch die lagerungsbedingte Abflachung am Hinterkopf eines Babys (Plagiozephalie) hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Viele Babys werden ausschließlich auf dem Rücken gelagert. Die weichen Schädelknochen der Babys können sich bei dieser einseitigen Belastung verformen. Das Tragen von Babys kann hier als Prävention angewandt werden.
Babytragen – stärkt es die Bindung?
Eltern bemerken beim Babytragen die Unruhe ihres Kindes durch kleinste Bewegungen oder Laute ihrer Schützlinge. So können sie sehr früh auf die Bedürfnisse ihrer Kinder reagieren. Zum Beispiel kann in Ruhe ein geeigneter Platz zum Stillen/Füttern gesucht werden, ohne dass das Baby bereits schreit als würde es verhungern. Liegt ein Baby dagegen im eigenen Bett oder im Kinderwagen, können die Eltern meistens erst auf ihr Kind reagieren, wenn es sich durch Weinen bemerkbar macht.
Studien beweisen inzwischen, getragen Baby’s weinen am Tag bis zu 40 % weniger. (1)
Ein weiterer Effekt wurde in diesem Zusammenhang festgestellt. Eltern, die sensibler auf Ihre Kinder reagieren können, fühlen sich im Umgang mit ihren Kindern sicherer. Und dies stärkt wiederum ihr eigenes Selbstbewusstsein (2) und natürlich die Bindung und das Urvertrauen zwischen den Eltern und dem Kind.
Eine starke Eltern-Kind-Bindung ist für unsere Kinder das Fundament des Lebens. Sicher gebunden Kinder werden schneller selbständig, wachsen zufriedener, entspannter und mit mehr Selbstvertrauen auf. (6)
Ich möchte hier noch einmal anmerken: das Tragen von Babys ist sicherlich nicht der einzige Weg eine gute Bindung zwischen den Eltern und Kind zu erzeugen. Es ist lediglich eine von vielen Methoden, auf die Bedürfnisse unserer Kinder einzugehen.
Babytragen – stärkt die Sinneswahrnehmung!
Ein Kind welches getragen wird erlebt die Welt auf Augenhöhe des Erwachsenen. Es lernt über die Reaktionen des Tragenden verschiedene Situationen einzuschätzen. Es sieht und hört was wir erleben. Es kann alles aus der Umwelt miterleben und erhält auf allen Sinnensebenen wichtige Reize für seinen Entwicklung.Durch die Körpernähe wir deinem Kind jederzeit das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Zusätzlich kann es sich auch einfach abwenden, wenn die Reize der Umwelt zu stark auf dein Baby einwirken. Es kann sich bei dir ankuscheln und verstecken.
Dein Baby gleicht beim Babytragen deine Körperbewegungen aus, wodurch es ganz automatisch seine Tiefenmuskulatur und das Gleichgewicht trainiert. Kein Wunder also, dass die motorische Entwicklung von Babys in tragenden Kulturen, knapp einen Monat weiter ist, als die motorische Babyentwicklung der „schiebenden Kultur.“ (4)
Babytragen schenkt dir Handlungsfreiheit im Alltag
Auch nicht zu vernachlässigen sind die gewonnen Handlungsfreiheiten für die tragende Person.
Ob der Haushalt oder das Geschwisterkind, beide Hände sind frei und der Tragende ist flexibler. Wer stand schon einmal mit dem Kinderwagen vor einem defekten Aufzug?
Eine Babytrage oder ein Tragetuch kann deinen Alltag unglaublich erleichtern. Du kannst deinem Baby Körperkontakt und die damit verbundene Sicherheit schenken und trotzdem deinem Alltag nachgehen.
Durch eine Trageberatung das Babytragen genießen!
Ich habe es sehr geliebt, meine Kinder ganz nah bei mir zu tragen. Ich habe es geliebt, wenn sie sich zufrieden an mich gekuschelt haben oder wenn sie friedlich in der Babytrage geschlafen haben.
Es ist eine so kurze Zeit, in der unsere Kinder von uns getragen werden wollen. Wir dürfen diese Zeit ganz bewusst genießen. In einer Trageberatung schenke ich dir die Sicherheit, dein Baby optimal zu tragen. Du kannst dir sicher sein, deine Tragehilfe passt genau zu dir und deinem Baby.
Literaturangaben
- Hunziker UA, Barr RG, „Increased carrying reduces infant crying.“ A randomized controlled trail, Pediatrics 1986 May 77 (5): 641-8
- Evelin Kirkilionis, „ vom tragen und getragen werden“, Deutsche Hebammenzeitschrift 2001
- E Fettweis, „über das Tragen von Babys und Kleinkindern in Tüchern oder Tragehilfen“, Orthopädische Praxis 46 (2), 53-58 2010
- Evelin Kirkilionis, Ein Baby will getragen sein: alles über geeignete Tragehilfen und die Vorteile des Tragens, Kösel-Verlag 2014
- Dr. med. Herbert Renz-Polster, „Tragen aus kinderärztlicher Sicht“
- Dr. Gabriele Haug-Schnabel Verhaltensbiologische Erkenntnisse aus der Mutter-Kind-Bindungsforschung, 2006